Qualität im Kollektiv
Hallgartener Weinkeller eG
Heute sitzen wir mit zwei Grandseigneurs des Weinbaus zusammen und lassen uns das Winzergenossenschafts-Prinzip erläutern. Wirtschafts- und Produktions-Vereinigungen von Winzern eines Ortes nämlich sind selten geworden.
Karl Heinz Petry und Karl-Heinz Kempf führen die Hallgartener Weinkeller eG als eine der letzten Winzergenossenschaften im Rheingau. Petry gehört der Vereinigung seit über 40 Jahren an und ist heute für die kaufmännischen Belange des Genossen-schaftsbetriebs zuständig. Der 67jährige ist ein ausgezeichneter Beobachter von Entwicklungen und Veränderungen des Weinmarktes. Er weiß was ankommt und was nachgefragt ist.
Kellermeister Kempf ist seit 2010 an Bord der Genossenschaft und steht für die Stilistik und den Ausbau des Weins. Der gebürtige Miltenberger ist in einer Gärtnerei aufgewachsen und führte ein paar Jahre ein eigenes Weingut in Franken. Die Liebe für den Rheingau und die Faszination des Rieslings leitete den 60jährigen nach Hallgarten.

Die "Macher" des Hallgartener Kollektivs Karl-Heinz Petry (links) und Karl-Heinz Kempf (rechts)
Konstanz in Qualität und Stil
In der Tat reüssieren die Weine der Hallgartener Weinkeller eG innerhalb des vergangenen Jahrzehnts deutlich. Dekoriert mit Gold- und Silbermedaillen bei diversen Prämierungen finden die Gewächse der Gemeinschaft Hallgartener Winzer kontinuierlich steigenden Absatz. Konstanz in Qualität und Stil sind die Eckpfeiler des Erfolgs.
Und das ist nicht eben leicht. Schließlich hat der Kellereibetrieb der Genossenschaft nur bedingten Einfluss auf den Anbau der Reben und die Pflege der Weinberge. Der Zusammenschluss zählt aktuell 25 Nebenerwerbswinzer, die ihr in eigener Verantwortung erzeugtes Lesegut jedes Jahr zum verabredeten Zeitpunkt in der Kelterhalle des am südwestlichen Ortsrand von Hallgarten gelegenen Betriebs abliefern.
Zwar überwachen Petry und Kempf die Entwicklung der Trauben in den unter-schiedlichen Lagen. 20 Hektar werden von den Mitgliedern bewirtschaftet. Wenn nötig beraten die beiden Weinbau-Grandseigneurs die Winzer auch auf dem Weg zu gesundem Lesegut. Die letztendliche Verantwortung für die Qualität der Trauben aber hat stets der einzelnen Weinbauer. Dass die Zusammenarbeit erfolgreich ist und durchaus Früchte trägt, zeigt dass die Hallgartener Weinkeller eG es als erste Genossenschaft geschafft hat, im Rheingau ein "Erstes Gewächs" auszubauen.
Reinzuchthefe aus Italien
Moderne Technik und schonender Ausbau sind die Säulen der Kellerarbeit. Bei Anlieferung erfolgt eine weitere Selektion des Lesegutes, gepresst wird mit Minimaldruck. Nach scharfer Vorklärung kommen die Weine in die Gärtanks, die bei idealer Temperatur von 18 Grad Celsius langsam vergären. Kellermeister Kempf schwört dabei auf Reinzuchthefe aus Italien. Tägliche Gärkontrolle garantiert die optimale Ausprägung der charaktergebenden Aromen.
Anders als weithin unter Winzergenerationen üblich hat sich Karl-Heinz Kempf von seinem Sohn und dessen handwerklicher Innovationen beeinflussen lassen. Junior Joachim Kempf, der heute das Miltenberger Weingut Kempf sein eigen nennt, inspirierte den Vater mit den bei Weinreisen nach Neuseeland und Südafrika erworbenen Erkenntnissen.

Hallgartener Jungfer
2017 Riesling halbtrocken
Hallgartener Weinkeller
5,80 €
inkl. MwSt.
0,75l · (7,73 €/1l)
zzgl. Versand
enthält Sulfite
Mineralität gibt den Charakter
Zurück geht die Hallgartener Weinkeller eG auf den Zusammenschluss drei kleiner im ausgehenden 19. Jahrhundert entstandener Winzergenossenschaften, die lange Zeit mit-einander konkurrierten. Interessant waren die rätselhaften Namen der Konkurrenten. „Die Engländer“, „Die Buren“ und „Die Deutschen“ standen für eine symbolische Eigenschaft der benannten Völker. Während zu dieser Zeit England als „Bankier der Welt“ gesehen wurde und folgerichtig in der gleichnamigen Genossenschaft die größeren Winzer zusammen-geschlossen waren, verbanden sich bei „den Buren“ auch die ärmeren Weinbauern. Die Genossenschaft „Die Deutschen“ galt als die Erstgegründete der Drei als bodenständigste.
Die Weine wachsen auf unterschiedlichsten Böden. Überwiegend tiefgründiger, meist kalkhaltiger, sandiger Lößlehm aber auch Tonmergel und Schifferverwitterungsböden. Der für die WEIN-KISTE ausgewählte Wein kommt aus der Lage Hallgartener Jungfer. Die nach Süden und Südwesten geneigten Weinberge werden von der Sonne verwöhnt und der hohe Quarzit Anteil im sanddurchsetzten Boden speichert diese Wärme zusätzlich. Hier wachsen frische Rieslingweine mit einer hohen Mineralität und substanzreichem und elegantem Charakter.
Das fruchtige, schmelzige, mit LWP-Gold ausgezeichnete Gewächs steht beispielhaft für die Ausbau-Stilistik der Hallgartener Weinkeller eG. Auch Genossenschaften können gute Weine machen.
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